Alleinerziehende stehen im Berufsleben oft doppelt unter Druck – und verfügen zugleich über enormes Fachkräftepotenzial. Genau dieser Spannungsbogen prägte eine Fachveranstaltung im frizzforum Berlin, bei der Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft gemeinsam diskutierten, wie sich die Rahmenbedingungen für Alleinerziehende nachhaltig verbessern lassen. Unter dem Titel „Unverzichtbar im Beruf, stark im Alltag – die alleinerziehende Fachkraft“ wurden zentrale Herausforderungen benannt, aber vor allem konkrete Lösungsansätze in den Mittelpunkt gestellt.
Berlin ist bundesweit Spitzenreiter bei der Zahl der Ein-Eltern-Familien. Obwohl viele Alleinerziehende gut qualifiziert sind, erschweren Vorurteile, unflexible Arbeitszeiten und fehlende Kinderbetreuungsangebote ihren Zugang zum Arbeitsmarkt. Auf der Veranstaltung wurde deutlich: Nur wenn alle relevanten Akteure Verantwortung übernehmen – von Unternehmen über Politik und Verwaltung bis hin zu Bildungsträgern und Kita-Anbietern – kann echte Vereinbarkeit gelingen.
Besonders wertvoll war der direkte Austausch mit den anwesenden Alleinerziehenden. In Gesprächen, unter anderem mit Martin Knauft, Koordinator des Regionalen Fachkräfte-Bündnis Friedrichshain-Kreuzberg wurde klar, dass sich viele von ihnen vor allem praktische Unterstützung wünschen. Nicht Sonderbehandlung, sondern verlässliche Strukturen, planbare Betreuung und ein gleichberechtigtes Ankommen im Arbeitsleben stehen im Vordergrund. Die Zielgruppe möchte nicht als „besonders zu schonend“ wahrgenommen werden, sondern als Fachkräfte, die ihren Alltag unter anspruchsvollen Bedingungen managen und dafür faire Chancen benötigen.

Die Beiträge aus Politik, Wissenschaft und Praxis sowie zwei lebhafte Podiumsdiskussionen machten deutlich, wie vielfältig die Lösungswege sein können – von betrieblichen Flexibilitätsmodellen über stärkere Antidiskriminierungsmaßnahmen bis hin zu Weiterbildungsmöglichkeiten, die den Alltag Alleinerziehender tatsächlich berücksichtigen. Mehrfach wurde betont, dass pragmatische Ansätze entscheidend sind, damit gute Ideen auch in der Lebensrealität der Betroffenen ankommen.
Am Ende stand ein intensiver Nachmittag, der zeigte, wie wichtig es ist, das Fachkräftepotenzial Alleinerziehender stärker in den Blick zu nehmen. Die Veranstaltung setzte ein deutliches Signal: Fortschritte entstehen dort, wo verschiedene Akteurinnen gemeinsam Verantwortung übernehmen und sich an den konkreten Bedürfnissen der Menschen orientieren. Für das Regionale Fachkräftebündnis Friedrichshain-Kreuzberg und die Unternehmen im Bezirk bietet der Austausch eine gute Grundlage, um das Thema weiter voranzubringen.
Fotos: Sharon Adler / PIXELMEER
